Was sind PFAS? Es handelt sich hierbei um eine Chemikaliengruppe von über 9.000 Stoffen, die sich in Mensch und Umwelt anreichern können.

Stoffe für die Ewigkeit – was sind PFAS und wo sind sie enthalten?

Man sieht, riecht und schmeckt sie nicht. PFAS – diese Abkürzung meint eine Gruppe von tausenden, oft gesundheitsschädlichen Chemikalien. Sie reichern sich nach ihrer Freisetzung in unserer Umwelt an und bleiben dort mitunter über Jahre bestehen. Mit hunderten von ihnen kommst womöglich auch du täglich in Kontakt.

Was genau PFAS sind, wie sie sich auf Mensch und Umwelt auswirken und wo du ihnen im Alltag begegnen kannst, erfährst du hier in diesem Artikel.

Was sind PFAS?

Die Abkürzung PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylverbindungen und beschreibt eine Gruppe von aktuell über 9.000 identifizierten Chemikalien, Tendenz steigend. Vielleicht sind dir diese Chemikalien auch schon einmal unter dem englischen Namen forever chemicals oder PFC (per- und polyfluorierte Chemikalien) begegnet.

Es handelt sich hierbei um Stoffe, die auf natürliche Weise nicht vorkommen und eine einzigartige chemische Struktur mit einer besonders starken Bindung aufweisen. Ihre chemische Struktur macht die PFAS so widerstandsfähig gegenüber Hitze und anderen Belastungen und bewirkt, dass sie sich nicht so leicht wieder abbauen lassen.

Sie sind also für die Ewigkeit gemacht und bleiben deshalb leider auch über Jahre und Jahrzehnte in unserer Umwelt bestehen.

Seit wann werden PFAS verwendet?

PFAS wurden erstmals in den 1930er Jahren entwickelt und seit mehr als 70 Jahren werden sie nun schon in einer Vielzahl von Produkten eingesetzt. Da sie vor allem wasser- und fettabweisende Eigenschaften haben, findet man die Forever Chemicals auch in einer Menge von Alltagsprodukten wieder.

PFAS wird für die Herstellung von Antihaftbeschichtungen wie Teflonpfannen, Imprägniermitteln und Feuerlöschschaum verwendet.

Zu den bekanntesten Verwendungen von PFAS gehören die Herstellung von Antihaftbeschichtungen wie Teflonpfannen, Imprägniermitteln und Feuerlöschschaum. PFAS werden aber auch in der Elektronik-, Textil- und Automobilindustrie sowie in der Luft- und Raumfahrt verwendet.

Welche Forever Chemicals gibt es?

Aktuell sind bereits mehrere tausende von verschiedenen PFAS-Verbindungen bekannt. Weniger erforscht ist allerdings noch, wie weit verbreitet diese Stoffe in unserer Umwelt sind und wie sie sich auf Mensch und Umwelt auswirken.

In einem gemeinsamen Projekt konnten Reporter:innen von über 18 europäischen Medien vor Kurzem erstmals aufdecken, wie groß das Ausmaß der PFAS-Verschmutzung in Europa tatsächlich ist. Demnach konnten europaweit mehr als 17.000 Standorte mit erhöhten PFAS-Werten ermittelt werden.

Zwei der häufigsten und bekannteren Verbindungen sind PFOS (Perfluoroctansulfonat) und PFOA (Perfluoroctansäure), die aufgrund ihrer Toxizität und ihrem zunehmenden Vorkommen in der Umwelt immer wieder mediale Aufmerksamkeit erregt haben.

Doch auch andere, weit weniger bekannte und erforschte Stoffe werden regelmäßig in Herstellungsprozessen verwendet. Hierzu gehört beispielsweise das Polymer PTFE (Polytetrafluorethylen), das sowohl in Schmierstoffen, Wachsen und Druckerfarben wie auch in Beschichtungen im Kochgeschirr gefunden werden kann.

Hier findest du eine Liste mit einigen häufigen PFAS:

  • PFOS (Perfluoroctansulfonat)
  • PFOA (Perfluoroctansäure)
  • PTFE (Polytetrafluorethylen)
  • ADONA
  • Gen-X
  • PFNA (Perfluornonansäure)
  • PFBS (Perfluorbutansulfonsäure)
  • PFHxA (Perfluorhexansäure)
  • PFHxS (Perfluorhexansulfonsäure)

Darum sind die Ewigkeitschemikalien so gefährlich

PFAS werden als gefährliche Chemikalien eingestuft und nicht ohne Grund bezeichnet man sie als das Jahrhundertgift. Haben sie sich einmal in der Umwelt anreichern können, lassen sich diese Stoffe über einen langen Zeitraum nicht und nur schwer abbauen.

PFAS in der Umwelt

Alle per- und polyfluorierten Chemikalien zeichnen sich durch ihre äußerst stabilen Atombindungen aus. Das Problem: die Bindung zwischen Fluor- und Kohlenstoffatomen kann nur unter hohen Temperaturen zerstört werden. Deshalb kommt es in der Natur so gut wie gar nicht zum natürlichen Abbau dieser Stoffe.

PFAS befinden sich so gut wie überall in unserer UmweltMit der steigenden Produktion und Freisetzung von PFAS in die Umwelt reichern sich die Chemikalien in Gewässern, Pflanzen und Böden an. Auf diese Weise gelangen sie mit der Zeit in Organismen und Nahrungsketten und schließlich auch in den menschlichen Körper. Das passiert nun schon seit Jahrzehnten und PFAS sind mittlerweile selbst im Grundwasser, Regenwasser, in Bio-Eiern und sogar in Muttermilch nachweisbar.

Das Problem ist allerdings weit größer als bislang erwartet. Das konnten die kürzlich veröffentlichten Daten und Messwerte des Projekts The Forever Pollution Project belegen. An mehren Tausenden Standorten in Europa wurden Böden, Wasser und Lebewesen auf PFAS hin untersucht und es wurden Werte von 10 ng/l oder mehr nachgewiesen.

Hier sind einige Beispiele für die aktue Umweltverschmutzung durch PFAS:

  • In Deutschland wurden 1.500 kontaminierte Standorte mit mehr als 300 Hotspots aufgedeckt. Oftmals ist die betroffene Bevölkerung nicht oder nur wenig informiert über das bestehende Problem. Gerade in der Nähe von Fabriken, die PFAS herstellen oder verarbeiten, wurde eine erhöhte Belastung des Trinkwassers festgestellt.
  • In dem erwähnten Projekt wurden in Belgien die höchsten PFAS-Werte in Böden und Gewässern gemessen. In Zwijndrecht liegt in der Nähe einer Fabrik der Firma 3M eine derartige PFAS-Verseuchung vor, dass der Bevölkerung vom Verzehr von Eiern und Gemüse aus dem eigenen Garten abgeraten wird.
  • In den Niederlanden wurden am Flughafen Schiphol extrem hohe Messwerte für PFOS im Boden festgestellt. Zur Verschmutzung kam es durch den Einsatz von Feuerlöschschaum. Ähnliche Werte wurden auf Militärgeländen und Flughäfen in Deutschland gemessen.

Folgen von PFAS für die Gesundheit

PFAS stehen im Verdacht, langfristige Folgen für die Gesundheit zu haben und immer mehr wissenschaftliche Studien belegen dies. Die Gefahr liegt vor allem darin, dass diese Stoffe in hunderten Produkten verarbeitet werden, mit denen du täglich in Kontakt kommst.

Mit der Zeit führt das dazu, dass dein Körper mehr Chemikalien aufnimmt, als er wieder ausscheiden kann. Diesen Prozess nennt man Bioakkumulation und zusammen mit den persistenten Eigenschaften der PFAS lässt sich leicht erkennen, warum diese Stoffe so folgenreich für deine Gesundheit sein können.

Denn sind sie einmal erst im Körper angereichert, können sie nicht so leicht wieder abgebaut werden und sich über einen langen Zeitraum auf deine Gesundheit auswirken.

Folgende Erkrankungen werden mit einer erhöhten Aussetzung gegenüber PFAS in Verbindung gebracht:

  • Beeinträchtigung des Immunsystems
  • erhöhtes Krebsrisiko
  • hormonelle Störungen
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Schädigung der Leber und Nieren
  • Unfruchtbarkeit

Zwei der bekanntesten Vertreter der Forever Chemicals – PFOA und PFOS – können nachweislich zu Nieren- und Hodenkrebs, einem hohen Cholesterinspiegel und Bluthochdruck, Fortpflanzungs- und Schilddrüsenerkrankungen führen. Außerdem deuten Studien darauf hin, dass PFAS auch das Risiko für Diabetes Typ 2 bei Frauen erhöhen und Einfluss auf die neurologische Entwicklung von Kindern nehmen können.

Wo sind PFAS enthalten?

Ob morgens früh beim Schminken, tagsüber in der Mittagspause mit den Kollegen oder abends beim Kochen, der Kontakt mit den geruchlosen und unsichtbaren Ewigkeitschemikalien lässt sich kaum noch vermeiden. PFAS sind leider in einer Vielzahl von Alltagsprodukten enthalten.

PFAS befindet sich in vielen Alltagsprodukten, so auch in bestimmten Lippenstiften und anderer Schminke

Wie stark dein Zuhause von einer möglichen Kontamination betroffen sein könnte, zeigt dir die folgende Liste mit PFAS-Quellen im Alltag:

  • Antihaftbeschichtungen in Kochutensilien, wie z.B. in Teflonpfannen
  • Imprägniermittel für Kleidung und Schuhe
  • Skiwachse
  • Feuerlöschschaum
  • Elektrogeräte, wie Smartphones und Laptops
  • Textilien, wie Regenbekleidung und Teppiche
  • Lebensmittelverpackungen, wie Fast-Food-Verpackungen und beschichtete Papierprodukte und Backpapier
  • Kosmetika, wie z.B. wasserfester Mascara und Lippenstift
  • Reinigungsmittel

Hinzu kommen Kinderspielzeug, abwischbare und wasserabweisende Babymatten und Periodenunterwäsche. Wie du siehst, sind das ganz schön viele Lebensbereiche, die von dem Ausmaß der PFAS-Verbreitung betroffen sein können.

3 Tipps wie du PFAS bei du zu Hause identifizieren kannst

Es ist nicht immer so leicht, PFAS-haltige Produkte bei dir zu Hause zu identifizieren und es ist noch schwerer, sie ganz aus den eigenen vier Wänden zu verbannen. Oft sind Produktverpackungen nicht deutlich gekennzeichnet und so kann sich die Suche als müßig erweisen. Da sich die Ewigkeitschemikalien manchmal genau da verstecken, wo man sie am wenigsten erwarten würde, lohnt es sich doch, etwas näher hinzuschauen.

Deshalb haben wir dir ein paar Tipps zusammengestellt, wie du PFAS-haltige Produkte leichter erkennen und ersetzen kannst:

  • Achte auf Hinweise auf der Produktverpackung oder in der Produktbeschreibung. Stichwörter wie fluorierte oder perfluorierte Chemikalien können ein erstes Warnzeichen sein. Vor allem bei Reinigungsmitteln empfehlen wir, lieber die umweltfreundlichen Varianten zu verwenden. So reduzierst du mögliche Kontaktpunkte mit den toxischen PFAS.
  • Bei vielen Produkten, die als wasserabweisend oder fleckabweisend beworben werden, handelt es sich eben oft um die ungewollten per- und polyfluorierten Chemikalien. Verzichte deshalb lieber auf leicht abwaschbare Materialien und beschichtete Pfannen.
  • Suche nach Alternativen, die direkt als PFAS-frei gekennzeichnet sind. Dadurch kannst du dir von Anfang an sicher sein, dass du durch das gekaufte Produkt nicht zusätzlich mit den ungewollten Stoffen belastet wirst.

Es ist an der Zeit, der unkontrollierten Verbreitung des Jahrhundertgifts PFAS ein Ende zu setzen. Auch wenn wir gerade erst das Ausmaß der Folgen der menschengemachten Ewigkeitschemikalien auf die Umwelt und die eigene Gesundheit zu begreifen beginnen, darf uns das nicht davon abhalten, hier und heute ein Zeichen für eine PFAS-freie Zukunft zu setzen.

Jede:r von uns kann dabei aktiv werden. Achte auf umweltfreundliche Alternativen im Alltag und pflege einen bewussten Umgang mit dem Planeten. Denn wir haben nur diesen einen.

Quellen

Part 1:

https://www.niehs.nih.gov/health/topics/agents/pfc/index.cfm#:~:text=PFAS%20are%20used%20in%20hundreds,9%2C000%20PFAS%20have%20been%20identified.

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/publikationen/uba_sp_pfas_web_0.pdf

https://pfas-1.itrcweb.org/wp-content/uploads/2020/10/history_and_use_508_2020Aug_Final.pdf

Part 2:

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/publikationen/uba_sp_pfas_web_0.pdf

https://www.lemonde.fr/en/les-decodeurs/article/2023/02/23/forever-pollution-explore-the-map-of-europe-s-pfas-contamination_6016905_8.html

https://www.env-health.org/groundbreaking-cross-country-media-investigation-reveals-thousands-of-sites-contaminated-by-pfas-around-europe-adding-further-urgency-to-enact-eu-wide-ban-on-forever-chemicals/

https://www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/stoffradar/pfas

https://www.theguardian.com/environment/2023/feb/23/revealed-scale-of-forever-chemical-pollution-across-uk-and-europe?CMP=GTUK_email

https://www.niehs.nih.gov/health/topics/agents/pfc/index.cfm#:~:text=PFAS%20are%20used%20in%20hundreds,9%2C000%20PFAS%20have%20been%20identified

https://www.niehs.nih.gov/health/materials/perfluoroalkyl_and_polyfluoroalkyl_substances_508.pdf

Part 3:

https://echa.europa.eu/hot-topics/perfluoroalkyl-chemicals-pfas?gclid=CjwKCAiAu5agBhBzEiwAdiR5tObIA79_1Qr2TVaPYbJTIiQDqGZEvCeVQjizQCWGOdy2KIMB2SEg1xoCqf0QAvD_BwE

https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/dec/14/pfas-chemicals-health-makeup-phones-water

https://ysph.yale.edu/news-article/study-identifies-potentially-harmful-substances-in-household-dust/

https://www.bmuv.de/faqs/per-und-polyfluorierte-chemikalien-pfas